Hinsichtlich des ersten Aspektes, der Wechselwirkung zwischen professioneller Haltung und Handeln schreibt Rogers: „Nach unserer Erfahrung ist ein Berater, der versucht, eine Methode anzuwenden, zum Misserfolg verurteilt, solange diese Methode nicht mit seinen eigenen Grundeinstellungen übereinstimmt. Auf der anderen Seite kann der Berater, dessen Einstellungen so beschaffen sind, dass sie die Therapie fördern, nur teilweise erfolgreich sein, wenn sich seine Einstellungen nur unzulänglich in geeigneten Methoden und Techniken durchführen lassen." (Rogers, Carl: Die klientenzentrierte Gesprächspsychotherapie. Fischer Verlag 2005, S. 34). Doch wie stellen wir diese Passung von Haltung und Handeln her? Wie kann die Entwicklung von beiden so zusammengedacht werden, dass sie zum Aufbau einer hilfreichen Beziehung beiträgt? Auf diese Frage hat Rogers 1957 eine Antwort formuliert, die auch heute noch die Basis des personzentrierten Handelns ist. Helfende Personen sollen empathisch reagieren, die betroffenen Personen ohne Vorbedingungen wertschätzen und echt sein. Vertreter von Varianten des Personzentrierten Ansatzes wie z.B.: Focusing (Gendlin), Emotionsfokussierte Therapie (Greenberg/Johnson) oder Motivierende Gesprächsführung (Miller/Rollnick) haben die Möglichkeiten der Umsetzung dieser Prinzipien des Handelns genauer beschrieben und erweitert.
Hinsichtlich des zweiten Aspektes ist nach dem Spannungsfeld personzentrierter Haltung und personzentrierten Handelns angesichts bedrängender Krisen zu fragen. Der erstarkende Rechtsextremismus in Europa bedroht unsere demokratischen Grundwerte. Der Krieg in der Ukraine kostet täglich Menschenleben und entwickelt eine brandgefährliche globale Dynamik. Der Einsatz hochentwickelter Technologien verändert das Klima unseres Planeten und zerstört kontinuierlich wichtige Lebensgrundlagen. - Es ist schwierig geworden, den Zustand unserer Welt zu betrachten, ohne in einen Abgrund zu blicken. Wie ist personzentrierte Beratung, Psychotherapie, Supervision etc. angesichts dieser schwierigen Zeiten möglich?
Mit dem GwG-Jahreskongress 2025 wollen wir prüfen, wie tragfähig die Rogersche Antwort und ihre Variationen in den verschiedensten Praxisfeldern ist, insbesondere unter dem Eindruck schwieriger Zeiten. Gemeinsam suchen wir nach Wegen, uns im Spannungsfeld zwischen Haltung und Handeln personzentriert zu orientieren und dabei das soziale Umfeld, in dem sich helfende und hilfesuchende Personen bewegen, im Blick zu behalten. Um ausreichend Raum für die Perspektiven aus den vielfältigen Formen der personzentrierten Praxis zu schaffen, setzen wir auch in diesem Jahr auf eine Mischung aus Fachvorträgen und Mitmachkonferenz. Wir freuen uns auf einen lebendigen Austausch.
Wir setzen beim 25. Jahreskongress der GwG e.V. wieder auf eine Mischung von ausgewählten Vorträgen am Freitag und einem Mitmach-Format mit professioneller Moderation am Samstag. Ein solches Programm eignet sich insbesondere für die Entwicklung kreativer Ideen in größeren Gruppen. Damit verleihen wir dem fachlichen Austausch und Expertisen der Teilnehmer:innen vor Ort Gewicht. Die Kommunikation in den einzelnen Veranstaltungen setzt nicht auf das klassische Vortragsschema, sondern auf den aktiven Gedankenaustausch im Gespräch. Die Ergebnisse aus den Arbeitsgruppen werden noch während des Kongresses zusammengetragen. Daraus ergibt sich die Möglichkeit, erarbeitete Ideen weiterzuführen und in konkrete Maßnahmen und Projekte zu übersetzen. Damit dieser Prozess gut in Gang kommen kann, braucht es geeignete Impulse. Gemeint sind kurze, gedankliche Anregungen in Form einer These, einer Frage, eines Problems oder einer Beobachtung. Unsere Fachausschüsse und Fachgruppen werden Entsprechende Beiträge vorbereiten. Wenn sich aus den Plenumsvorträgen am ersten Kongresstag oder aufgrund aktueller fach- oder berufspolitischer Entwicklungen Fragestellungen ergeben, können diese spontan in die Mitmachkonferenz einfließen. Vor allem sind alle Teilnehmenden herzlich eingeladen, sich mit einem Themenangebot geplant oder spontan einzubringen.
Programm
Freitag, 13.06.2025
14:15 Uhr Begrüßung durch den Vorstand der GwG e.V.
14:30 Uhr Jürgen Wiebicke, Journalist , Autor und Moderator der WDR-Philosophie-Sendung „Das philosophische Radio“
Emotionale Gleichgewichtsstörung - Von der Suche nach Sicherheit, wenn eine Gesellschaft aus der Balance gerät? - Interdisziplinärer Vortrag mit Diskussion
15:45 Uhr Kaffeepause
16:15 Uhr Mag. Gerhard Lukits, Personzentrierter Psychotherapeut, Lehrer und Autor
„Wer, wenn nicht ich? Wann, wenn nicht jetzt?“ – Ein kleines Ich bin Ich personalen Handelns - Vortrag mit Austauschzeit
17:30 Uhr Kaffeepause
17:45 Uhr Verleihung des GwG-Innovationspreises
18:30 Uhr Gemeinsamer Imbiss
Samstag, 14.06.2025
Mitmachkonferenz
09:00 Uhr Begrüßung und Vorstellung des Ablaufs
09:15 Uhr Mitmachkonferenz
Moderation: Meike Braun und Oliver Wüntsch
12:30 Uhr Mittagsimbiss
14:00 Uhr Fortsetzung Mitmachkonferenz
16:00 Uhr Kaffeepause
16:30 Uhr Fortsetzung Mitmachkonferenz
18:00 Uhr Ende
ab 19:30 Uhr
Tagungsfest (separat zu buchen)
Sonntag, 15.06.2025
09:30 Uhr Kongressabschluss und Ausblick auf 2026
10:00 Uhr Verbandspolitisches Forum zu themenspezifischen Schwerpunkten
12:30 Uhr Ende
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