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Personzentriertes Coaching unter der Lupe 3

Einladung zu einem Gespräch

von
Melanie Junk, Arne Klein, Dietmar Steinbach, Ulla Wiegand, Christiane Hellwig

In den Personalabteilungen und Chefetagen von Wirtschaftsunternehmen ist das Personzentrierte Coaching noch immer ein seltener Gast. Das mag einerseits daran liegen, dass Haltung und Sprache der humanistischen Psychologie auf den ersten Blick nicht kompatibel sind, mit der Welt des Machens, Führens und Optimierens. In dieser Welt erscheinen die „Interventionsstrategien“ eines „systemischen Organisationsentwicklers“ meist anschlussfähiger als die eher „menschelnd“ anmutenden Konzepte der „Selbstaktualisierung“, „Empathie“ oder „bedingungslos positiven Beachtung“. Andererseits ist die Rede von der „wertschätzenden Haltung“ schon längst in das Basisvokabular der Führungsseminare eingesickert und dort zur Floskel erstarrt. Das macht eine Positionierung auf dem Markt der Coachingansätze als „Personzentrierter Coach“ schwierig. Angesichts dieser Herausforderungen erscheint es uns wichtig festzuhalten, dass der PZA auch im Coaching etwas zu bieten hat. Immerhin stärkt der Rogersche Blick auf die zwischenmenschliche Beziehung das Verständnis für die Voraussetzungen gelungener Kommunikation. Und dieses Verständnis erscheint gerade aus Unternehmensperspektive als relevant, angesichts einer Arbeitswelt, in der gut ausgebildete Menschen zwar als wertvolle Ressourcen gelten, die Ressourcen dieser Menschen aber weniger Wertschätzung, sondern mehr „Burn-out“ erfahren.

Mit dem nun vorliegenden „Manifest für Personzentriertes Coaching“ unternehmen wir, die Mitglieder des Ausschusses für Personzentriertes Coaching (1), Supervision und Organisationsentwicklung, den Versuch, Personzentrierung für das sogenannte Business Coaching zu profilieren. Dieser Versuch ist nicht neu. Im Unterschied zu den bisherigen Unternehmungen dieser Art(2), richten wir unserer Ansprache allerdings nicht primär nach innen, an die Kolleginnen und Kollegen unseres Verbandes, sondern nach außen, an unsere potenziellen Auftraggeberinnen und Auftraggeber. Wir haben dafür die Form des Manifests gewählt. Zum einen, weil es verspricht, schnell auf den Punkt zu kommen, zum anderen, weil wir uns ein wenig Rückenwind erhoffen, vom formalen Vorbild unseres Vorhabens. Die Rede ist vom sogenannten „Agilem Manifest“(3), dass es geschafft hat, weit über die Grenzen der damals anvisierten Berufsgruppe der Softwareentwickler, an Popularität zu gewinnen.
Wenn wir wollen, dass das Personzentrierte Coaching von potenziellen Auftraggeberinnen und Auftraggebern als sinnvolle Alternative oder Ergänzung zum bislang üblichen Angebot „unter die Lupe“ genommen wird, sind wir gut beraten, wenn wir das gleiche erst einmal selbst tun. Dafür suchen wir das kollegiale Gespräch innerhalb der GwG. Wir laden euch daher herzlich ein, zu einer dreiteiligen Gesprächsreihe, die im April online startet und auf dem diesjährigen verbandspolitischen Forum in Mainz ihren Abschluss finden soll:

Personzentriertes Coaching unter der Lupe

  • Schwerpunkt 1: Coaching vs. Psychotherapie und psychosoziale Beratung

    24.04.2023; 18:30 – 20:30 Uhr; Online-Workshop mit Impulsen von Gabriele

    Isele und Andreas Renger

  • Schwerpunkt 2: Coaching vs. Supervision und Organisationsentwicklung

    25.05.2023; 18:30 – 20:30 Uhr; Online-Workshop mit Impulsen von Prof. Dr.

    Ulrich Siegrist und Oliver Wüntsch

  • Schwerpunkt 3: Zur Zukunft des Personzentrierten Coachings

    18.06.2023; 11:00 – 12:30 Erbacher Hof, Mainz; Workshop und Abschlussgespräch

  1. Vgl. Böning und Strikker 2022.
  2. Vgl. z.B.: Fengler 1997; Waldl 2004; Naumann 2014; Wüntsch 2014.
  3. agilemanifesto.org/iso/de/manifesto.html

 

Literaturverzeichnis

Böning, Uwe; Strikker, Frank (Hg.) (2022): Zur Zukunft des Business Coachings. ibidem-Verlag. Stuttgart: ibidem. Online verfügbar unter www.ibidem.eu.

Fengler, J. (1997): Coaching: Konzeption, Arbeitsprinzipien, Zielgruppen. In: D. Deter, K. Sander und B. Terjung (Hg.): Die Kraft des Personzentrierten Ansatzes. Praxis und Anwendungsge- biete. Köln: GwG-Verlag, S. 157–169.

Naumann, Britta (2014): Möglichkeiten und Grenzen der Anwendung des Personzentrierten Ansatzes im Coaching. In: Gesprächspsychotherapie und Personzentrierte Beratung (1), S. 22–30.

Waldl, Robert (2004): Personzentriertes Coaching. In: Person (2), S. 164–171. Online verfügbar unter www.researchgate.net/profile/robert-waldl-2/publication/366384168_person- zentriertes_coaching.

Wüntsch, Oliver (2014): Personzentriertes Organisationscoaching mit der Theorie U. In: Gesprächspsychotherapie und Personzentrierte Beratung (1), S. 9–19.

 

-> Diese Veranstaltungsreihe ist kostenfrei!  Bitte überlesen Sie den Satz im Anmeldeformular "Die Anmeldung wird mit Eingang der Teilnahmegebühr gültig."

Weitere Informationen

Datum: 18.06.2023
Uhrzeit: 11:00 – 12:30 Uhr
Ort: Erbacher Hof. Grebenstr. 24-26, 55116 Mainz
Preis für Nicht-GwG-Mitglieder: Diese Veranstaltung ist kostenfrei