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Eine Therapeutin wünscht sich was

1) Wir sind kompetente Eltern! 2) Unsere Gesellschaft heilt von Generation zu Generation! 3) Wir alle befinden uns auf einem Kontinuum zwischen (psychischer) Gesundheit und Krankheit! 4) Jeder Klient, jede Klientin ist einzigartig und will individuell verstanden und begleitet werden!

Eine Therapeutin wünscht sich was…

1) Wir sind kompetente Eltern!

2) Unsere Gesellschaft heilt von Generation zu Generation!

3) Wir alle befinden uns auf einem Kontinuum zwischen (psychischer) Gesundheit und Krankheit!

4) Jeder Klient, jede Klientin ist einzigartig und will individuell verstanden und begleitet werden!

Diese Annahmen möchte ich uns gern zurufen zum Beginn dieses neuen Jahres und Vertrauen stärken. Es geht um ein Menschenbild, welches von einem positiven Kern in uns ausgeht und von einer innewohnenden natürlichen Kraft in jedem Menschen, die nach positiver Veränderung strebt.

Dagegen - scheinbar so viel öffentlichkeitswirksamer - die Thesen des Dr. Michael Winterhoff’s: „Die Eltern sind schuld.“, „Unsere Kinder sind Monster.“, „Heute sind noch wenige Schüler störungsfrei.“ Und schlie lich katastrophisierend: „Es dauert nicht mehr lange, dann haben wir hier Ghettos!“

Ich versuche zu verstehen, wie diese Annahmen so viel Macht und Anerkennung in Deutschland bekommen konnten. Und ja, es gibt dieses Moment der Erleichterung, wenn die Schuldfrage geklärt ist (und ich nicht gemeint bin!) und wenn mir einfache Lösungen präsentiert werden. Es gibt natürlich auch die starke Macht der Selbstzweifel, der Scham und des Gefühls von Schuld. Gefühle, die dazu führen, dass Menschen sich „klein“ fühlen und auf eine heilsbringende Autoritätsperson hören, dass Machtverhältnissen ausgenutzt und Zwangsmaßnahmen durchgeführt werden können, die doch im professionellen Rahmen eine „Ultima ratio“ sind und „kritisch reflektiert und aufgearbeitet werden müssen“, so drückt es der Ethikrat eindeutig aus.

Wirklich heilende und anhaltende Veränderung geht anders:

"Für mich heißt Veränderung, zu dem beängstigendsten aller Orte zu gehen, dem Ungewissen. Und so muss es geschehen im Kontext von Liebe, von Sicherheit, von Fürsorge.“ (Virginia Satir)

Wenn wir Therapeut*innen es schaffen, unser Gegenüber mit Achtung vor ihren Gefühlen und Handlungen zu begegnen und Vertrauen empfinden und vermitteln können in die Innere Weisheit und Kraft, dann kann wirkliche Veränderung gelingen. Dann kann Heilung passieren.

Mein Kollege und systemischer Therapeut sagte letzte Woche zu mir: Wenn ich zurückschaue, war in all den therapeutischen Prozessen, wo ich Entwicklung und Befreiung erleben durfte, immer auch irgendwie Liebe im Prozess zu spüren. So erlebe ich es auch und höre es heraus, wenn ich mit meinen personzentrierten Kolleginnen in der Supervision sitze.

Vielleicht ist es das Fehlen von „Liebe“, welches die Winterhoff’schen Seelenarbeiter als Scharlatane unzweifelhaft überführen kann.

Also auch das möchte ich uns zurufen, die wir manchmal Hilfe brauchen und annehmen wollen: Traut Euren Gefühlen und achtet sie!