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Krieg. Eine Aufforderung.

"Ich habe während meiner ganzen Berufslebens Politik praktiziert und gelehrt und bin mir dessen erst heute voll und ganz bewusst geworden“ (Rogers 1977/80)

Es ist Altweiberdonnerstag. Der Start in die heiße, jecke Phase der fünften Jahreszeit, vor allen Dingen im Rheinland, aber auch anderen Regionen in Deutschland. Normalerweise würden wir Euch traditionell eine schöne Karnevalsfest Zeit wünschen, Helau und Alaaf. Und wir würden das Bild von Carl Rogers posten, mit unserer Übersetzung des PZA auf das kölsche Grundgesetz.

Aber uns ist überhaupt nicht zum Feiern, ausgelassenem Schunkeln zu Mute.

Wir spüren eindringlich und fast schmerzhaft unsere Verantwortung, wir spüren unsere inneren Aufträge, unsere Berufung, Personzentriert ‚zu sein‘. Und das eben nicht nur im Feld von Beratung und Psychotherapie. Nein, wir lehren und praktizieren letztlich über unsere Personzentrierte Haltung Politik, wie schon Rogers es zum Ende seiner Lebzeit erkannte. Seine internationalen Friedensbemühungen sind dokumentiert.

"Ich habe während meiner ganzen Berufslebens Politik praktiziert und gelehrt und bin mir dessen erst heute voll und ganz bewusst geworden“ (Rogers 1977/80)

Die heutigen Schlagzeilen und Nachrichten sind gefüllt von den Berichten der Kriegsaktionen in der Ukraine. Die Scheinwerfer sind nicht nur auf Russland und die Ukraine, sondern auf alle Nationen gerichtet. Wie gehen sie grundsätzlich mit Bedrohungen, Krieg, Friedensbemühungen und im Speziellen mit einem machtsüchtigen Präsidenten, der Völkerrecht bricht, Propaganda betreibt und über Leichen geht, um? Welche Qualität, Charakter und letztlich Handlungsausrichtung werden nun verfolgt?

Wenn dein achtjähriger Sohn fragt: Mama, will Russland auch Deutschland haben?

Wenn du in die Augen deiner Eltern, Kolleginnen, Klientinnen, der Nachbarn schaust, die als Kriegskinder in Deutschland geboren wurden…

Wenn Du an Deine Freundinnen und Freunde, oder Klient*innen, die „geflüchtete Menschen“ sind, aus Syrien, dem Irak, Palästina, Afghanistan, Georgien, Somalia, Bosnien, Serbien, Albanien, Armenien, Türkei, Mexiko,  denkst?

In ihnen und uns gibt es wichtige, existentielle Erfahrungen und Geschichten im Selbstkonzept verankert: traumatische, aufgrund von Kriegstreiberei, vergangenen Kriegen und stattfindendem Krieg!

In einem langen Gespräch heute mit einem jungen Mann aus Russland, bleibt diese Botschaft hängen: „Europa muss jetzt stark und geschlossen sein! Putin is smart as warmonger: he wants to separate people and countries.“ und weiter: „Danke, dass du mich angesprochen hast, dein Mitgefühl ausgedrückt hast… Ja es ist hart, als Russe, aber es gibt einen Unterschied zwischen Nationalität, also meinen Wurzeln als Russe, und einer Politik, die durch die russische Regierung stattfindet. Der Frieden liegt in der Begegnung zwischen uns Menschen, wir Menschen sind doch alle gleich! Daran müssen wir festhalten und das müssen wir fördern und an dieser Haltung festhalten!“

Das Gebot der Stunde ist es, ernst zu nehmen, was passiert… Auf der Welt, zwischen den Menschen und in uns selbst. Lasst uns wahrnehmen und genauer prüfen, welche Gedanken und Gefühle uns umtreiben. Ärger, Ängste, Wut, Ohnmacht, ja, all die schwierigen Verfassungen, die müssen ernst genommen und richtig verstanden werden.

Lasst uns damit auch in Beziehung gehen, wie wir es kennen: ich will dich hören - ich will mich dir mitteilen. Das kann erleichternd wirken und führt zueinander.

Und es braucht Rückgrat. Ja, wir sind unfassbar gebeutelt… ständig Rückgrat zeigen, Haltung wahren, friedlich bleiben? Wir sind nicht neutral! Natürlich haben auch wir, Du, Werte und ethische Moralvorstellungen.

Natürlich haben wir keinen Einfluss darauf, wie Politikerinnen sich derzeit entscheiden. Aber wir können entscheiden, dass wir Propaganda, Kriegstreiberei, Gewalt mit unserem Menschsein entschlossen entgegentreten. Hoffen wir das Beste und verlieren nicht den Glauben an das Menschsein.

#ukraine #krieg #gehtaufdieStraßefürFrieden