Sie sind hier:

Vom Urknall und weiteren explosiven Geschichten

Vom Homo erectus bis heute weist das menschliche Sein einiges an Veränderung auf. Welche Erscheinungen davon wunderbar und welche davon „abartig“, gar als gut oder schlecht empfunden werden, dazu haben Sie oder Du sicher spontane, ganz eigene Assoziationen, Thesen, Fragen, Antworten.Was sagen aktuelle Phänomene über uns aus wie die „Fridays-for-future“-Bewegung, ein verhungerndes Volk im Jemen, die jüngsten massiven terroristischen Anschläge in Neuseeland oder auf Sri Lanka, die Aktion „Sprich mit mir!“1, initiiert von Jugend- und Gesundheitsämtern – oder das „Solid“-Projekt2von Tim Berners-Lee?

Der Urknall passierte einfach so. Ohne menschliches Zutun. Da war sie plötzlich und entstand, die Welt. Leben entwickelte sich auf niemals umfassend beschreibbare Art und Weise auf der Erde. Vom Homo erectus bis heute weist das menschliche Sein einiges an Veränderung auf. Welche Erscheinungen davon wunderbar und welche davon „abartig“, gar als gut oder schlecht empfunden werden, dazu haben Sie oder Du sicher spontane, ganz eigene Assoziationen, Thesen, Fragen, Antworten.

Was sagen aktuelle Phänomene über uns aus wie die „Fridays-for-future“-Bewegung, ein verhungerndes Volk im Jemen, die jüngsten massiven terroristischen Anschläge in Neuseeland oder auf Sri Lanka, die Aktion „Sprich mit mir!“1, initiiert von Jugend- und Gesundheitsämtern – oder das „Solid“-Projektvon Tim Berners-Lee? 

Vor genau 30 Jahren erfand Tim Berners-Lee das World Wide Web. Entgegen seinem Wunsch wird das WWW heute von einer Handvoll Quasi-Monopolisten dominiert. Von Google, Amazon, Facebook oder Microsoft. Da steckt Geld drin! Viel Geld. Diese Firmen verkaufen übrigens nicht auf direktem Weg unsere Daten. Sie behalten sie sogar unter strengster Bewachung für sich, werten sie dafür aber intelligent aus und verkaufen zahlungskräftigen Unternehmen Werbeplätze für Produktplatzierungen: für mehr Umsatz mit uns. Wir kriegen zu sehen, was wir sehen sollen. Oder wollen? Wirtschaft und Regierungen beherrschen das WWW von innen. Wir sind die Statisten, die das Ganze mit Leben füllen und erhalten. Mit seinem Projekt Solid will WWW-Erfinder Tim Berners-Lee diese Datensilos und diese engen Kreise von selbst ernannten und gemachten Machtinhabern aufbrechen. Den Kern des Üblen angreifen. Wir selbst als Nutzer/innen nehmen nun auch nicht alles tatenlos hin. Ob Datenschutzgrundverordnungen oder Auseinandersetzungen zur Datenzensur im Internet: Dazu gehen einige gar auf die Straße.

Was uns selbst als Teil einer Weltgemeinschaft betrifft, müssen wir uns heute mit genau dieser, nämlich der ganzen Welt mehr auseinandersetzen als je zuvor. Denn sie, die Welt, die Menschheit (be)trifft uns. Täglich grüßt uns das Murmeltier. Allerdings ist es im Vergleich zum gleichnamigen Film ein sich mutierendes, nicht gleichbleibendes Wesen. 

Die Menschheit trifft auf uns. Und „moderne“ Technologien umgeben uns. Die Welt liegt geradezu nackt vor uns, durch die neu gewonnene mediale und digitale Transparenz. Alles nimmt Einfluss auf uns. Und wir beeinflussen zurück. Vieles davon hat heute mit „Digitalem“ zu tun, mit Techniken. Von Menschen gemacht, aber nicht immer deshalb kontrollierbar, nicht in ihren Auswirkungen durch uns gänzlich vorausseh- oder planbar. Dazu reicht unsere Intelligenz längst noch nicht aus. Sonst hieße unsere Erde vielleicht Utopia.

Wesentliches, was uns heute betrifft, verantwortet der Mensch. Klima, Natur, Gesundheit, Versorgung, Population, Umgang mit- und untereinander in Mikro- und Makrokosmen. 

Überlebenskämpfe, das Ringen um ein gutes, freies Leben, ist es nicht genaugenommen das, was den Mensch (wie alles Leben) seit jeher eigentlich beschäftigt? Wie kann es sein, dass aus so viel Entwicklungspotenzial und einer möglichen tief empfundenen Konstruktivität, positivem Willen und Wunsch nach Entwicklung und Entfaltung heraus doch so viel Zerstörerisches entsteht? Aus mobiler Erreichbarkeit (das Handy als Dauergast in unserer Hand) entstehen Entfremdung und Aufmerksamkeitsdefizite schon zwischen Mutter, Vater und Kind. Aus religiöser Spiritualität oder politischen, soziologischen und territorialen Vorstellungen mit dem Ziel gutes Zusammenleben mit sich und der Welt zu „regeln“ entstand (zugegeben schon recht früh) diskriminierender, oft tödlicher Extremismus.

Aus dem Wunsch nach guter Versorgung, dann nach Luxus und schier endlosen Entfaltungsmöglichkeiten entstanden und entwickeln sich bereits Naturkatastrophen. 

Was hätte Carl Rogers dazu gesagt? Vielleicht etwas wie: „Schaffe durch die Art Deiner personzentrierten Beziehungsgestaltung zu Dir und zu Deinem Gegenüber und sogar Deiner gesamten Umwelt ein Klima für Wachstum! Reif, sozial, entfaltend soll es wirken.“ Das Ziel: „fully functioning“. Klingt super. Das kann funktionieren. Das macht eine bessere Welt aus!

Und dann finden wir uns wieder in den Wirrungen und Irrungen unseres bescheidenen Daseins: „Es braucht die GT-Anerkennung. Wie komme ich an zahlende Klienten? Wie werde ich immer erfolgreicher? Was habe ich vom PZA? Was kriege ich für mein Geld? Warum soll ich auf Facebook, dieser Verbrecherplattform, sein und dort mitmachen? Ich verweigere mich! Oder: Ach, ich mache da mit, ich überlasse das Feld doch nicht den anderen! Im Gegenteil, ich sehe die Vorteile.“ 

Niemand und Nichts ist ausschließlich gut oder schlecht, richtig oder falsch. Damit kommt man wirklich nicht weit. Nicht weit im Sinne von: sich selbst entfalten, den Horizont oder gar sein Umfeld, die eigene Erlebenswelt erweitern. Manchmal brauchen wir sehr, sehr lange, bis wir endlich begreifen, was wir in uns wahrnehmen, woher was kommt, um etwas zu verstehen. Wer entscheidet schon, was gut und was schlecht ist? Das macht unsere Welt so verdammt kompliziert. Und es fällt uns immer wieder schwer zu akzeptieren und zu ertragen, dass es ein „So ist das“ nicht gibt, sondern das alles und auch wir selbst in einem stetigen Wandel sind. Sich ständig neu zu orientieren und Entscheidungen treffen zu müssen – das ist manchmal anstrengend und auch lästig. Aber welche Chance steckt auch darin! Begangene Fehler können behoben oder zumindest kann dafür gesorgt werden, dass dieselben Fehler nicht wieder begangen werden. Fehler haben kein Eigenleben. Sie sind ein Produkt unseres Suchens. Dann stellt sich nicht mehr die Frage, wer schuld ist. Dann stellt sich die Frage: Was will und kann ich in dieser Welt sein? 

Ich wünsche mir für jede/n die Freiheit der Wahl – und damit die Freiheit und Tendenz, den umsichtigen, sozialen, gütigen Weg einzuschlagen. Wie sähe eine solche Welt dann wohl aus …? Wie fühlt es sich an, zu wissen: Ich bin in jedem Moment meines Lebens frei, den Weg zu wählen!?

Ihre und Eure Meike Braun

1) Mehr zum Solid-Projekt: https://solid.mit.edu(abgerufen am  30.04.2019)[ew5] 

2) Mehr zum Projekt „Sprich mit mir!“: https://www.imblick.info/sprich-mit-mir/(abgerufen am 30.04.2019)